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Interdisziplinäres Symposium online abrufbar: DGA begrüßt Diskussion über Leihmutterschaft und Eizellspende

Im Vergleich zu anderen Ländern sind die Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin in Deutschland eingeschränkt, und das deutsche Embryonenschutzgesetz aus dem Jahr 1991 steht seit Langem in der Kritik. Die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Andrologie e.V. (DGA), Prof. Dr. Sabine Kliesch, etwa mahnte anlässlich der 34. DGA-Jahrestagung: „Durch eine über 30 Jahre alte Gesetzgebung wird nicht nur die Erforschung des Zusammenspiels von Ei- und Samenzellen bei der Entstehung des neuen Lebens gebremst, sondern auch erhöhte Risiken für die werdenden Mütter in Kauf genommen“. Inzwischen gibt es Bewegung in der Sache. Laut Koalitionsvertrag will die Ampel-Regierung das Gesetz reformieren. Medizinisch soll zum Beispiel die Weiterentwicklung der Embryonen über Tag 3 hinaus ermöglicht werden, um diejenigen Embryonen für die Kinderwunschbehandlung verwenden zu können, die die besten Voraussetzungen für die Entstehung einer Schwangerschaft mitbringen und dadurch gleichzeitig das Risiko für Mehrlingsschwangerschaften und damit für die werdenden Mütter und Kinder zu reduzieren. Hier ist Deutschland das Schlusslicht im europäischen Vergleich. Außerdem ist eine Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin beauftragt, die Möglichkeiten zur Legalisierung der Eizellspende und der altruistischen Leihmutterschaft zu prüfen. Vor diesem Hintergrund habendie Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs und der Verein zur Förderung der Legalisierung der Leihmutterschaft in Deutschland e.V. (VFLLD) kürzlich in Berlin ein Symposium über die zukünftige Entwicklung von Leihmutterschaft und Eizellspende in Deutschland abgehaltenen. Die Veranstaltung richtete sich unter anderem auch an Ärztinnen und Ärzte und bot eine in dieser Form bisher einzigartige Plattform für den interdisziplinären Austausch. „Wir begrüßen die notwendigen Diskussionen über Eizellspende und Leihmutterschaft. Insbesondere die Eizellspende stellt für einige der ungewollt kinderlosen Paare eine hoffnungsvolle Alternative dar, die bereits vielerorts im Ausland angeboten wird. Allerdings sehen wir die Leihmutterschaft als kritisch an, da sie, im Vergleich zur Eizellspende, eine ethisch, moralisch und menschlich andere Dimension hat, die noch vielschichtiger und schwieriger ist“, betont die DGA-Präsidentin.

Das Symposium konzentrierte sich auf die ethischen, rechtlichen und medizinischen Aspekte der zugrundeliegenden Reproduktionstechnologien. Reproduktionsmediziner:innen betonten die Bedeutung einer klaren gesetzlichen Regelung in Bezug auf Leihmutterschaft und Eizellspende. Sie hoben hervor, dass eine Legalisierung dieser Verfahren eine rechtliche Grundlage schaffen würde, was einerseits den Behandlungsprozess für die beteiligten Parteien erleichtern und andererseits auch den rechtlichen Status der Kinder klären würde. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf den ethischen Aspekten der Reproduktionstechnologien. Die Diskussion beleuchtete zudem internationale Beispiele und deren mögliche Auswirkungen auf die Regelungen in Deutschland. Es wurden verschiedene rechtliche Modelle und deren Vor- und Nachteile betrachtet, um eine fundierte Diskussion über die Ansätze für Deutschland anzustoßen. Es komme vor allem auf eine ausgewogene Gesetzgebung an, die sowohl die Rechte der Spenderinnen und Leihmütter als auch die Interessen der Wunscheltern und die Wahrung des Kindeswohls berücksichtige, so ein erstes Fazit.

Um die Impulse des Symposiums zielführend einsetzen zu können, bedürfe es jedoch einer kontinuierlichen Zusammenarbeit zwischen Medizinern, Ethikern, Rechtsexperten und anderen Fachleuten sowie der Politik. Ziel müsse es sein, eine fundierte und umfassende gesetzliche Regelung für Deutschland zu erarbeiten, damit die betroffenen Menschen ihren Wunsch auf ein eigenes Kind und eine Familie verwirklichen können.

Die Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs und der Verein zur Förderung der Legalisierung der Leihmutterschaft in Deutschland e.V. (VFLLD) haben dafür die Allianz zur Legalisierung der Leihmutterschaft und Eizellspende (A.L.L.E.) ins Leben gerufen. Sie möchten mit diesem Engagement eine ganzheitliche Betrachtung erwirken, wie Leihmutterschaft und Eizellspende in Deutschland legalisiert und geregelt werden können.

Unter den nachfolgenden Links finden Sie eine Aufzeichnung des Symposiums:

Teil 1: https://youtu.be/5IbhPd9vDzQ 
Teil 2: https://youtu.be/1tX4KxCQ5g8