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Soll in diesem Jahr erscheinen: S2k-Leitlinie zu Geschlechtsinkongruenz und -dysphorie im Kindes- und Jugendalter

19.04.2024. Sieben Jahre wurde daran gearbeitet: Nun liegt die AWMF-Leitlinie zur Diagnostik und Behandlung von Geschlechtsinkongruenz und -dysphorie im Kindes- und Jugendalter auf S2k-Niveau auf der Zielgeraden. Die Leitlinie befindet sich bis Ende April 2024 in der Kommentierungsphase durch die 27 beteiligten Fachgesellschaften und soll noch in diesem Jahr publiziert werden. Sie wird sowohl in Deutschland als auch in Österreich und der Schweiz gültig sein und löst die 1999 erstmals erstellte und 2013 aktualisierte S1-Leitlinie „Störungen der Geschlechtsidentität im Kindes- und Jugendalter“ ab.

Die neue Leitlinie fußt auf den aktualisierten internationalen Klassifikationen von geschlechts-nonkonformen Identitäten, mit denen die bisherigen Begriffe der „Geschlechtsidentitätsstörung“ und des „Transsexualismus“ hinfällig wurden und u.a. auch ein Paradigmenwechsel im Sinne der Entstigmatisierung Betroffener stattfand. Den diagnostischen Begriffen der „Geschlechtsinkongruenz (GI)“ und der „Geschlechtsdysphorie (GD)“ zufolge ist eine GI per se keine psychische Erkrankung, nur die damit verbundene GD als subjektives Leiden an einer GI wird als krankheitswertig betrachtet. Die S2k-Leitlinie bündelt aktuelle Behandlungsstandards auf der Basis bestmöglicher Evidenz und breitestmöglichem Konsens der beteiligten Fachgesellschaften, darunter auch die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V., sowie zwei Vertretungsorganisationen von Behandlungssuchenden.  

Erste Einblicke in den neuen Behandlungsleitfaden gab es jüngst bei einer Pressekonferenz des Science Media Center (SMC), auf der vier der Autor:innen die Leitlinie vorstellten. Danach habe man trotz des kontroversen Themas in den meisten Fragen einen Konsens von mehr als 95 Prozent gefunden. Einigkeit gab es auch bezüglich des Einsatzes der prinzipiell reversiblen, aber nicht immer folgenlosen Pubertätsblocker. In diesem sensiblen Bereich positioniert sich die neue S2k-Leitlinie weniger restriktiv als andere nationale Empfehlungen wie etwa in Großbritannien. Indikations- und Zu­gangskriterien für eine Pubertätsblockade werden benannt, mögliche Auswirkungen, auch auf die Fertilität, ausführlich beschrieben.

Die Pressekonferenz mit vier der Leitlinienautor:innen steht als Videomitschnitt sowie Transskript online unter dem nachfolgenden Link zur Verfügung: https://www.sciencemediacenter.de/alle-angebote/press-briefing/details/news/awmf-leitlinie-zu-geschlechtsinkongruenz-und-dysphorie-im-kindes-und-jugendalter/